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Stefan Heß, Leiter der Straßenbauabteilung, im Porträt

Stefan Heß (rechts) - hier im Gespräch mit Staatsanzeiger-Redakteur Michael Schwarz - ist seit 1. April Leiter der Straßenbauabteilung im Verkehrsministerium von Baden-Württemberg.
Benjamin Hechler)Bei Stefan Heß muss man sich auf einiges gefasst machen. Jedenfalls, wenn man mit dem 55-jährigen Ministerialdirigenten im Verkehrsministerium verheiratet ist. Da kann es dann schon mal passieren, dass die Urlaubsreise um 200 Kilometer verlängert wird, weil der Gatte noch etwas sehen will, das es so nicht in seinem Amtsbezirk gibt: den Viaduc de Millau etwa, die größte Brücke der Welt, die sich seit 2004 auf 2,4 Kilometer Länge über den südfranzösischen Tarn spannt und dessen höchster Pfeiler 342 Meter misst.
Das ist dann doch noch eine andere Hausnummer als alles, was man aus Baden-Württemberg kennt, die Kochertalbrücke etwa oder die beiden Neckartalbrücken. Mengenmäßig kann sich allerdings auch das Arbeitsgebiet des neuen Leiters der Straßenbauabteilung sehen lassen: Für 7000 Brücken ist er zuständig, 10.000 Kilometer Landes- und 4200 Kilometer Bundesstraße. Mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen arbeiten ihm im Ministerium zu, über 1000 in den Regierungspräsidien.
Heß ist seit 25 Jahren im Staatsdienst
Stefan Heß war selber mal einer von ihnen, hat sich Stufe für Stufe hochgearbeitet. Nach seinem Ingenieurstudium in Stuttgart und einer zweijährigen Etappe in der Privatwirtschaft trat er am 1. April 2000 in den Staatsdienst ein, also auf den Tag genau ein Vierteljahrhundert vor seinem Amtsantritt als Ministerialdirigent, wo er auf Andreas Hollatz folgt, der am 31. März 2025 nach 37 Jahren in der Straßenbauverwaltung in den Ruhestand ging.
Heß durchlief das Straßenbaureferendariat und war in der Folge an unterschiedlichsten Stellen für Straßen und Brücken zuständig. Zuletzt lag sein Augenmerk auf den Radschnellwegen, deren Bau Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zu langsam geht: Er stößt vor Ort immer wieder auf Mauern. „Bitte nicht vor meiner Haustür“, heiße es dann oft, wie Heß berichtet.
Zentrales Thema: Ausschreibung
Früher hat Heß sich oft in Detailplanungen vertieft. Jetzt geht es um strategische Probleme, wozu auch die Frage gehört, wie das Land die Milliarden, die es vom Bund bekommen soll, verbauen kann. Ein zentrales Thema dabei ist die Ausschreibung. Und dort will das Land neue Wege gehen: mit Sammelausschreibungen und indem es den Firmen überlässt, wie sie bauen.
Heß muss nur den Überblick bewahren. Und einen kühlen Kopf. Fähigkeiten, die ihm auch als Familienvater zupasskommen. Vier Kinder hat er, drei sind schon aus dem Haus, ein Nachzügler hält ihn noch auf Trab. Die drei Älteren waren nach dem Abitur ein Jahr in Tansania und Peru – Destinationen, die noch weiter entfernt sind als der Viaduc de Millau. Und wo es vermutlich noch abenteuerlichere Brücken gibt.
Drei Fragen…
Ihr Augenmerk liegt auf nachhaltigen Verkehrslösungen. Was darf man darunter verstehen?
Wir können nicht immer nur Neues schaffen. Wir müssen auch das, was wir haben, erhalten. Dabei geht es um die Verkehrsinfrastruktur, aber auch ums Klima. Und es geht darum, dass Baufirmen, die nachhaltig arbeiten, indem sie etwa CO 2 einsparen oder Recyclingrohstoffe verwenden, in unseren Ausschreibungen Wertungsvorteile genießen.
Gleichzeitig stehen Sie zeitlich unter Druck. 100 Brücken im Land müssten rechnerisch gesehen pro Jahr saniert werden. Noch liegt die Zahl jedoch im einstelligen Bereich. Was tun?
Wir arbeiten unter anderem mit einer Sammelausschreibung zur Planung von 31 Brücken. Und wir verzichten neuerdings in einigen Fällen auf eigene Planungen, sogenannte Amtsentwürfe.
Heißt das, Sie lassen den Bauunternehmen freie Hand?
In gewisser Weise ja. Das Ergebnis muss natürlich stimmen. Aber die Firmen sind in der Regel schneller, wenn wir per Funktionsausschreibung „eine Brücke in neu“ bestellen und ihnen überlassen, auf welche Weise genau sie zum Ziel kommen.