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Kommentar

Stiller Machtkampf in der CDU: Was will Fraktionschef Manuel Hagel?

In der CDU herrscht ein stiller Machtkampf. Wird Fraktionschef Manuel Hagel im Herbst auch Landesvorsitzender? Gibt Thomas Strobl ein Stück Macht ab? Die CDU sollte schnell Klarheit darüber schaffen, findet Chefredakteur Rafael Binkowski.
Manuel Hagel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg

Wird Manuel Hagel CDU-Landesparteivorsitzender? Das ist noch offen.

dpa/ dpa | Bernd Weißbrod)

STUTTGART. Die grün-schwarze Koalition steht unter Spannung. Zwar funktioniert die Kooperation auf der Arbeitsebene noch gut, doch die ungelöste Nachfolgefrage in beiden Parteien sorgt für ein zunehmendes Selbstbewusstsein der Fraktionen und Abgeordneten, wo das Schaulaufen längst begonnen hat. Bei den Grünen herrscht eine Art Burgfrieden, weil alle davon ausgehen, dass der grüne Landesfürst noch bis 2026 auf dem Hügel regiert. Allein schon um die Stabilität der Koalition zu wahren.

Doch bei bei der CDU findet hinter den Kulissen ein stiller Machtkampf statt. Im Zentrum steht Manuel Hagel, der Fraktionschef der Union im Landtag.

Für ihn wird es im Herbst darum gehen, nach dem CDU-Landesvorsitz zu greifen – und sich damit in die beste Ausgangsposition zu bringen, wenn Thomas Strobl 2026 nicht mehr kandidiert. Er hätte damit eine Schlüsselstellung, alle Verfahren liefen in seiner Hand zusammen. Und Strobl wäre noch mehr als bisher von seinem Wohlwollen abhängig.

Polizeiaffäre perlt an Strobl ab

Nachvollziehbar, dass der Vize-Ministerpräsident und Innenminister dieses Szenario nicht besonders gefällt. Der 62-Jährige genießt im Herbst seiner Karriere die beiden Ämter, befreit von dem Ballast, noch etwas werden zu müssen. Oder gar in die Fußstapfen des viel genannten Schwiegervaters Wolfgang Schäuble zu treten. An dem Heilbronner perlt sogar die Polizeiaffäre ab wie an einer Teflonpfanne, die manch anderen längst hätte straucheln lassen.

Das ist für Manuel Hagel gut und schlecht zu gleich. Dass Strobl, wie manche aus der Grünen-Fraktion gerne streuen, noch mal nach der Macht 2026 greift, ist so weitgehend ausgeschlossen. Wird Hagel der Spitzenkandidat, kann er nach der Landtagswahl die Karten neu sortieren und neue Bündnisse ausloten. Das wäre in der aktuellen Dauerkrise zu riskant. Deswegen wäre für ihn der CDU-Landesvorsitz im Herbst ideal, um an Profil zu gewinnen, ohne ganz im Feuer zu stehen. Oder für etwaige Probleme im Regierungshandeln verantwortlich gemacht zu werden.

Hagel wenig bekannt im Land

Die spannende Frage ist: Gibt Strobl einen Teil der Macht freiwillig ab? Nachfragen dazu wehrt er mit der Gelassenheit eines tibetanischen Buddhas ab. Und dann sind da noch die anderen Aspiranten – etwa die Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei und Andreas Jung. Weit weg in Berlin, aber sicher auch geeignet für den Spitzenjob. Wie Hagel leiden sie an geringer Bekanntheit im Land.

Das magere Wahlergebnis in der CDU-Landtagsfraktion bei der Wiederwahl Hagels hat neue Spekulationen befeuert. War es der Frust über entgangene Karrierechancen, weil Thomas Blenke Staatssekretär unter Strobl wurde? Auch die Personalie ist übrigens ein Signal von Hagel an Stobl. Die CDU wäre gut beraten, bald Klarheit zu schaffen. Wegen der Koalition, aber auch wegen ihr selbst.

Rafael Binkowski

Chefredakteur des Staatsanzeigers

0711 66601 - 293

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