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Serie: Nachhaltigkeit im Betrieb

Die Bambusbauer vom Bodensee

Das Traditionsunternehmen Holzbau Schmäh setzt auf Kreislaufwirtschaft und neue klimafreundliche Materialien am Bau. So experimentiert der Handwerksbetrieb mit Bambus als Baustoff. Denn das bindet viel Kohlendioxid und wächst extrem rasch.

In einer Werkhalle von Holzbau Schmäh in Meersburg am Bodensee probieren Mitarbeiter aus, wie sich Bambus als Baustoff nutzen lässt.

Holzbau Schmäh)

Meersburg. Der Umgang mit Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen im Unternehmen ist ein zentraler Aspekt, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Wer hier konsequent vorangehen will, muss bereit sein, die ganze Wertschöpfungskette zu überdenken – vom Rohstoffeinsatz bis zur Wiederverwertung. Ein Beispiel dafür liefert der Holzbau Schmäh aus Meersburg am Bodensee.

Das Familienunternehmen mit mehr als 60 Beschäftigten, das 1872 gegründet wurde, verbindet klassisches Zimmermannshandwerk mit einer Offenheit für neue Materialien und für konsequente Kreislaufwirtschaft. Auch deswegen wurde der Betrieb im vergangenen Jahr für den Umweltpreis des Landes nominiert.

Holzabfälle werden im Betrieb wiederverwendet oder verheizt

Die Grundidee der Kreislaufwirtschaft: Ressourcen sollen möglichst lange im Nutzungskreislauf bleiben, Abfall vermieden, Materialien am Ende ihrer Lebensdauer wiederverwendet oder recycelt werden. Holzbau Schmäh setzt diesen Ansatz auf mehreren Ebenen um. In der eigenen Produktion werden Verschnitt und Resthölzer nicht entsorgt, sondern weiterverarbeitet oder zur Energiegewinnung genutzt.

Zum Einsatz kommen bevorzugt regionale und nachwachsende Rohstoffe, deren Transportwege kurz sind und die sich gut in einen Materialkreislauf einfügen. Damit schont das Unternehmen nicht nur Ressourcen, sondern sichert auch die Wertschöpfung in der Region. Auch das eigene Betriebsgebäude bestehe zu beträchtlichen Teilen aus wiederverwertbaren Materialien.

Für den Einsatz von Bambus fehlen noch die Normen

Bemerkenswert ist auch die Offenheit für alternative Baustoffe. In einem Pilotprojekt testet Schmäh derzeit den Einsatz von Bambus im konstruktiven Holzbau. Die Pflanze, botanisch ein Gras, gilt aufgrund ihres schnellen Wachstums und ihrer ökologischen Eigenschaften als vielversprechender Zukunftswerkstoff.

Bambus wächst nicht nur extrem schnell – bis zu einem Meter pro Tag −, sondern bindet dabei auch überdurchschnittlich viel Kohlendioxid. Zudem benötigt er im Vergleich zu Holz weniger Wasser und keine Pestizide. Sein Wurzelsystem bleibt nach der Ernte erhalten, was Erosion vorbeugt. Aufgrund dieser Eigenschaften kann Bambus einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks leisten.

In Deutschland steckt die bauliche Nutzung von Bambus noch in den Kinderschuhen. Normen fehlen, ebenso wie umfassende bauaufsichtliche Zulassungen. Trotzdem sieht Geschäftsführer Sebastian Schmäh großes Potenzial: „Bambus ermöglicht geschwungene Linien, die auch bei uns total im Zeittrend sind“. Wenn man offen für neue Materialien bleibe, könne man auch im Holzbau neue Wege beschreiten, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen, meint der Unternehmer.

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