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Energiewende

Energiehandel  im Südwesten will rasche Zulassung von Bio-Heizöl

Der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH) fordert die rasche Zulassung von Biokraftstoffen auch für den Wärmemarkt. Es gebe ausreichend Produktionskapazitäten, um konventionelles Heizöl ganz oder teilweise durch klimaneutral erzeugte Produkte zu ersetzen, erklärt Verbandspräsident Thomas Rundel.

Wenn es nach der Energiehandelsbranche geht, soll aus den Hähnen ihrer Tanklaster in den nächsten Jahren mehr Bio- oder synthetisches Heizöl fließen.

IMAGO/Rolf Poss)

Stuttgart. Für den Pforzheimer Energiehändler und VEH -Vizepräsidenten Henrik Schäfer ist Italien ein leuchtendes Vorbild. Dort sei reiner Biodiesel, im Fachjargon HVO (Hydrotreated Vegetable Oil)  genannt, bereits an vielen Tankstellen verfügbar. Und dank der entsprechenden politischen Weichenstellungen sei dieser sogar zehn Cent billiger als konventioneller Diesel.

Eine solche Weichenstellung würden sich Thomas Rundel und sein Verband auch für den deutschen Kraftstoffmarkt wünschen. Hierzulande ist HVO inzwischen zwar zugelassen, aber die zusätzlichen Tanks und Zapfsäulen an den Tankstellen noch nicht vorhanden.

Und die Energiehandelsbranche möchte, dass der Einsatz solcher alternativer Kraftstoffe nicht auf den Verkehrssektor begrenzt bleibt, sonder möglichst bald auf den Wärmemarkt ausgeweitet wird. „Wir bieten klimaneutrale Produkte an, aber die politischen Rahmenbedingungen fehlen“, sagt Rundels Stellvertreter Henrik Schäfer.

Händlerverband vermisst „politischen Rückenwind“

Der Energiehandel könne Heizöl mit einem Bio-Anteil von einem bis 100 Prozent liefern, so Schäfer bei der Jahrespressekonferenz des Verbands in dieser Woche. Entsprechende Produkte gebe es bereits seit rund zehn Jahren. Und anders als in der Anfangszeit der Biokraftstoffe würden diese heute überwiegend aus Abfall und Reststoffen wie Altölen und -fetten hergestellt. Die oft kritisierte Konkurrenz zwischen Energiepflanzen und Nahrungsmittelproduktion auf heimischen Agrarflächen sei dadurch abgemildert.

Nach Aussage von Verbandsgeschäftsführer Hans-Jürgen Funke läuft der Zulassungsprozess für Bio-Heizöl. „Uns fehlt aber der politische Rückenwind“, moniert Funke. Dabei könne die Umstellung auf Bio-Heizöl und Kraftstoffe sehr schnell einen Beitrag zur CO 2 -Reduzierung leisten. „Einfach gesprochen, könnte man sagen, die Bundesregierung bremst an dieser Stelle den Klimaschutz,“ kritisiert Rundel.

Hans-Jürgen Funke hofft, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen nun so rasch geschaffen werden, dass die Branche im kommenden Jahr in die Lieferung von biogenem Heizöl einsteigen kann. An der entsprechenden DIN-Norm und einer Änderung der entsprechenden Bundesimmissionsschutzverordnung werde derzeit gearbeitet.

Verband: Bio-Heizöl nicht teurer als konventionelles

Für Verbraucher und Unternehmen, die mit Öl heizen, würde die Umstellung nach Einschätzung der VEH-Spitze nicht zu Kostensteigerungen führen. Laut Schäfer könne HVO für die Wärmeversorgung zum gleichen Preis wie konventionelles Heizöl angeboten werden, möglicherweise sogar etwas günstiger.

Für die Energiehandelsunternehmen geht es bei der Umstellung nicht nur um den Klimaschutz, sondern auch um den Fortbestand ihres Geschäftsmodells. Denn die Zukunftsaussichten sind in der Branche derzeit eher pessimistisch. 68 Prozent der Händler erwarten, dass sich das Geschäftsklima in den nächsten fünf Jahren weiter eintrüben wird, wie eine Umfrage des VEH unter seinen Mitgliedsunternehmen ergab. Ein Zehntel schätze die Entwicklung sogar als existenzgefährdend ein.

Große Mehrheit erwartet Einbußen im Heizöl-Geschäft

Auch durch das neue Gebäudeenergiegesetz sehen sich die Brennstoffhändler belastet. Mehr als Dreiviertel aller Teilnehmer der Umfrage erwarten, dass sich das Gesetz negativ auf ihre Geschäftsentwicklung auswirken wird.

Für das laufende Jahr rechnet die große Mehrheit der Handelsunternehmen mit einem Absatzrückgang beim Heizöl. Das Geschäft mit Diesel erwarten sie in etwa auf dem Vorjahresniveau. Beim Geschäft mit Holzpellets rechnen die Händler eher mit einem Zuwachs.

Der VEH hat in Südwestdeutschland rund 350 Mitgliedsunternehmen. Das Verbandsgebiet umfasst Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.

Die meisten heizen im Südwesten noch immer mit Öl

Die Ölheizung ist in Baden-Württemberg nach wie vor die Nummer Eins in der Wärmeversorgung. Nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wurden im vergangenen Jahr im Land eine Million Wohngebäude mit Öl geheizt. Deren Zahl hat sich seit 2019 nur geringfügig verringert. Damit verfügen über 40 Prozent aller Wohngebäude im Südwesten über Ölheizungen. Zweitwichtigster Energieträger ist Gas, dass in 900.000 Gebäuden eingesetzt wird. Auf Platz drei folgt Strom, der 200.000 Wärmepumpen und 100.000 Speicherheizungen versorgt.

Jürgen Schmidt

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-147

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