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Wohnungswirtschaft

Frust bei Bauträgern und Projektentwicklern

Die Immobilienunternehmen sind von der Politik enttäuscht, weil sie kaum Impulse in der Krise liefert. Sie fordern ein Paket schnell wirksamer Maßnahmen. Dazu gehört eine niedrigere Grunderwerbsteuer, eine besser Förderung für den sozialen Wohnungsbau und eine Absenkung der hohen Baustandards.

Die Baufreigaben im Wohnungsneubau sind stark rückläufig. Bauträger und Projektentwickler vermissen Impulse aus der Politik, um gegenzusteuern.

IMAGO/Manuel Stefan)

Stuttgart . Die anhaltende Krise im Wohnungsbau wird für immer mehr Bauträger und Projektentwickler in Baden-Württemberg zu einer existenziellen Bedrohung. Davor warnt der Landesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg (BFW). Das zeige sich an den weiter rückläufigen Baugenehmigungen, sagte Verbandsgeschäftsführer Gerald Lipka.

So wurden laut dem Statistischen Bundesamt von Januar bis November 2024 in Deutschland nur noch 158 000 Neubauwohnungen genehmigt. Und damit 44 100 oder 21,8 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahrs. Ähnlich schlecht sieht es in Baden-Württemberg aus. Von Januar bis Oktober 2023 wurden noch 24 462 Wohnungen genehmigt. 2024 waren es im selben Zeitraum nur noch knapp 17 000 Wohnungen. Ein Minus von über 30 Prozent.

Unternehmen fordern verlässliche politische Rahmenbedingungen

„Schlagzeilen von großen Unternehmensinsolvenzen in der Immobilienbranche sind bereits durch die Presse gegangen. Glücklicherweise sind unsere Unternehmen bisher wenig betroffen“, sagte BFW-Geschäftsführer Lipka. Die Unternehmen bräuchten endlich wieder verlässliche und an Wirtschaftlichkeit orientierte politische Rahmenbedingungen.

„Seit drei Jahren sind wir nah an der Politik dran und weisen immer wieder auf die Probleme hin. Aber man hat das Gefühl, dass die Politik die Problematik zwar erkennt, aber nicht ins Handeln kommt“, sagte Dirk Graf, der Vorstandsvorsitzende des BFW. Er erneuerte die Forderung, an die Grunderwerbsteuer ranzugehen: Sie sollte für Ersterwerber von Eigentum reduziert oder gestrichen werden oder generell abgesenkt werden, sagte Graf.

Unzufrieden sind die Bauträger und Projektentwickler auch mit den Förderbedingungen. „Unsere Unternehmen können nur dann sozial geförderten Wohnungsbau planen und bauen, wenn sie auch Zugang zu der Förderung des Landes haben“, sagte Lipka. Projektentwickler bräuchten schon zu Beginn der Planungen Sicherheit über die zu erwartende Förderung. „Für unsere Unternehmen ist eine Reservierungsvereinbarung unverzichtbar“, sagt er. Ohne eine verbindliche Zusage der Fördermittel im sozial geförderten Wohnungsbau könne ein Bauträger keine Erwerber für die Wohnung finden.

Als Stellschraube sieht der Verband auch eine Absenkung der hohen Standards bei Klima-, Brand- und Schallschutz. Sie erhöhten die Baukosten und bremsen damit den Wohnungsbau. „Wir müssen von dem Mercedes S-Klasse-Standard runterkommen, um gerade jungen Familien das Bauen zu ermöglichen“, sagte Graf.

„Reform der Landesbauordnung wird kein Gamechanger“

Erleichterungen könnte die Reform der Landesbauordnung bringen, die aktuell im Landtag beraten wird. Doch für Lipka ist sie nicht der erhoffte „Gamechanger“, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Als Beispiel nannte er die geplante Genehmigungsfiktion, nach der ein Bauantrag nach drei Monaten automatisch als genehmigt gilt. „Dies wird unseren Unternehmen in der Regel nicht weiterhelfen“, sagte er. Schließlich sei dieses Vorgehen später immer noch angreifbar. „Die finanzierende Bank wird darauf bestehen, dass wir darauf verzichten und ein förmliches Genehmigungsverfahren durchführen, weil das Sicherungsobjekt für die Bank ansonsten weniger wert ist“, erklärte Lipka.

Graf forderte ein Paket schnell wirksamer Maßnahmen. Dazu zählt für ihn, dass Selbstnutzer und Vermieter ihre Darlehenszinsen bei der Einkommensteuer steuermindernd angerechnet bekommen sollten. „Das wären Maßnahmen, die sofort greifen und mit denen sich der Wohnungsbau sofort ankurbeln ließe.“ (leja)

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