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Whatsapp

Messenger-Dienst als Plattform für das Firmen-Marketing

Die am meisten eingesetzte Messenger-App in Deutschland ist Whatsapp. Unternehmen können über die beliebte Social-Media-Plattform Kunden und Interessenten erreichen und Marketing betreiben und dabei deren Reichweite nutzen. Dabei ist es wichtig, die Zugangsvarianten, Gepflogenheiten und rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen, sagen Marketingexperten.

Per Messenger können Firmen Kunden und Interessenten gezielter ansprechen als über andere digitale Kanäle, wie E-Mail.

IMAGO/SOPA Images/Omar Marques)

ALTHENGSTETT. „Whatsapp-Marketing ermöglicht es Unternehmen, Teil des Alltags ihrer Kunden zu sein“, sagt Jan Laußmann von der Agentur Latori mit Standort in Althengstett im Landkreis Calw, die auf E-Commerce und Onlinemarketing spezialisiert ist. „Durch den persönlichen Kontakt und die Nähe zur Kundschaft können Anbieter Vertrauen schaffen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, erklärt der Marketingexperte.

Tatsächlich ist Whatsapp derzeit der am häufigsten genutzte Messenger-Dienst hierzulande und auch weltweit. Die Plattform, die zum Meta-Konzern gehört, der auch Facebook und Instagram betreibt, zählt global rund zwei Milliarden Nutzer. In Deutschland sind rund 85 Prozent der Internetnutzer monatlich mindestens einmal auf Whatsapp unterwegs. Im Schnitt sind es allerdings fast 590 Mal pro Monat, also fast 20 Mal am Tag. Diese Zahlen stammen vom „Digital 2024 Global Overview Report“ der Plattform Data-Reportal.

Nachrichten werden häufiger geöffnet als E-Mails

Streuverluste im Whatsapp-Marketing sind nach Einschätzung von Laußmann sehr gering. Die Öffnungsraten seien hoch. Bis zu 95 Prozent der Empfänger klicken die erhaltenen Whatsapp-Nachrichten an. E-Mails hingegen würden nur in knapp über 20 Prozent der Fälle geöffnet. Auch die Klickrate auf eingebettete Links sei um ein Vielfaches höher.

Unternehmen, die mit Kunden und Interessenten via Whatsapp kommunizieren wollen, sollten sich zunächst die verschiedenen Zugangswege vor Augen führen. Denn außer der klassischen App für den Privatgebrauch, die viele Anwender auf ihren Smartphones installiert haben, gibt es zwei weitere Lösungen, welche auf gewerbliche Nutzung zugeschnitten sind, nämlich die Whatsapp-Business-App sowie die Whatsapp-Business-API.

Während die Business-App in weiten Teilen der klassischen Privat-App gleicht, es aber ermöglicht die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung zu berücksichtigen und auch das Anlegen eines Unternehmensprofils und einen Produktkatalogs bietet, ist die Whatsapp-Business-API keine eigenständige Anwendung, sondern eine Schnittstelle für Drittanbieter-Apps. Möglich sind darüber unter anderem mehrere getrennte Benutzer-Zugänge für dasselbe Whatsapp-Konto, komplexe Automatisierungen sowie insbesondere auch der Versand von Whatsapp-Newslettern.

Drittanbieter-Apps für Business-Lösung verfügbar

Lösungen, die auf der Whatsapp-Business-API aufsetzen, sind unter anderem Brevo, Userlike, Sinch Engange, Charles. Adjust, Braze, und Chatwerk. Die Drittanbieter-Lösungen unterscheiden sich vom Funktionsumfang, dem Nutzungskonzept und der Preisgestaltung teils deutlich. Deshalb ist ein eingehender Vergleich und ein Abgleich mit den Anforderungen des eigenen Betriebs ratsam.

Marketing-Kommunikation via Whatsapp kann auf verschiedene Weise erfolgen. Jan Laußmann unterscheidet Pull-, Push und Paid-Marketing. „Pull-Marketing bedeutet hier, Kunden schreiben Unternehmen direkt auf Whatsapp an, um Fragen zu Produkten und Dienstleistungen zu stellen“, so der Experte. Für viele Anwender sei dies heute niederschwelliger als ein E-Mail-Austausch.

Push-Marketing heiße, dass ein Unternehmen User von sich aus via Whatsapp anschreibt, um bestimmte Inhalte zu vermitteln, etwa über Massen-Newsletter, aber auch individuelle Nachrichten, oft verbunden mit Links zu Webseiten und Onlineshops. „Paid-Marketing wiederum basiert darauf, dass Unternehmen bezahlte Click-to-WhatsApp-Ads auf Facebook oder Instagram buchen, um Interessenten direkt zu ihrem Whatsapp-Chat weiterzuleiten“, erläutert der Marketingfachmann.

Marketing-Nachrichten müssen bezahlt werden

„Seit 2021 dürfen Unternehmen offiziell Marketing-Nachrichten über Whatsapp verschicken“, sagt Alina Günder von der Whatsapp-Business-Lösung Userlike. Anders bei der privaten Whatsapp-App verlangt Meta für von Unternehmen angestoßene Unterhaltungen im Business-Bereich, also für Push-Marketing-Aktionen, Geld.

Innerhalb von Whatsapp stehen neben Newslettern weitere Möglichkeiten zur Kommunikation mit mehreren Adressaten bereit: Mit Broadcasts können bis zu 256 vorab bekannte Nutzer zeitgleich erreicht werden. Kanäle wiederum erlauben es Unternehmen, Neuigkeiten innerhalb von Whatsapp öffentlich zu verbreiten, wobei Nutzer Kanäle aktiv abonnieren müssen.

Die Bundesregierung hat erst kürzlich ebenfalls einen Whatsapp-Kanal eröffnet. Das Gruppen- und das Community-Feature wiederum erlauben einen Austausch von Nutzern, die einem Unternehmen nahe stehen, auch untereinander.

Business-Apps erlauben datenschutzkonforme Lösungen

Die klassische Whatsapp-App gilt beim gewerblichen Einsatz als nicht datenschutzkonform. Die Business-App indes bietet die wichtige Möglichkeit, einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung abzuschließen. Allerdings sollte man sowohl die Synchronisierung des Adressbuchs als auch die automatische Erstellung von Backups deaktivieren, wenn man bei der Nutzung nicht gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoßen will. Bei der API-App des Netzwerks helfen Drittanbieter bei der Wahrung der DSGVO-Compliance.

Holger Schindler

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