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Landtagswahl Baden-Württemberg 2026

Welche Koalition wird nach der Wahl im Land regieren?

Läuft alles auf Schwarz-Grün nach der Landtagswahl heraus, oder gibt es andere Farbenlehren? In der CDU träumen manche von einer „Deutschlandkoalition“. Aber es könnte auch alles ganz anders kommen. Eine Analyse von Rafael Binowski.

Welche Partei wird 2026 mit wem regieren in Baden-Württemberg?

Hintergrund: IMAGO/Arnulf Hettrich // Grafik: AdobeStock/flycatdesign // Fotomontage Sta Wittmann)

Stuttgart. Glaubt man den Umfragen von SWR und Insa, liegt die CDU aktuell deutlich vor den Grünen. Politische Beobachter wie der Stuttgarter Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider halten daher ein schwarz-grünes Bündnis für wahrscheinlich: „Zu zweit regiert es sich besser als zu dritt.“

Doch genau diese Farbenlehre wird in der CDU aktuell gerne in Zweifel gezogen. Der Spitzenkandidat Manuel Hagel gab kürzlich auf einer Podiumsdiskussion einer „Deutschlandkoalition“ den Vorrang. Also ein Bündnis aus CDU, SPD und FDP. Auf dem CDU-Parteitag in Heidelberg hieß es auf den Fluren im Brustton der Überzeugung; „Wenn es reicht, machen wir das zu 90 Prozent.“ In Teilen der Unionsbasis gibt es eine regelrechte Sehnsucht, ohne die Grünen zu regieren.

Bei CDU und FDP hoffen viele auf „Deutschland“

Eine interessante Konstellation wäre das Dreierbündnis, liegen die in Baden-Württembergstark rechtsliberale FDP und die SPD inhaltlich oft meilenweit voneinander entfernt. Etwa bei Sozialthemen oder den Rechten von Arbeitnehmern. Der FDP-Landeschef Hans-Ulrich Rülke betreibt indes die „Deutschland-Ampel“ seit Jahren intensiv, sie ist auch seine einzige Machtperspektive.

Die aktuellen Umfragen finden Sie hier.

Hagel und Rülke wandern gern zusammen, der SPD-Landeschef Andreas Stoch betont, er laufe nicht mit. Aber auch für ihn ist es die letzte Chance auf eine Regierungsbeteiligung. Immer wieder ist von informellen Gesprächen die Rede, zuletzt erkennbar bei den (gescheiterten) Gesprächen zum „Bildungsfrieden“ im Kloster Bebenhausen Anfang des Jahres 2025.

Können sich CDU, SPD und FDP zusammenraufen?

Der Politik-Experte Frank Brettschneider meint dazu: „Die Frage ist, ob der Wille zum Regieren die inhaltlichen Differenzen überbrücken kann.“ Was könnten CDU und FDP den Sozialdemokraten anbieten? Eine Verwaltungsreform? Mehr Chancengleichheit in der Bildungspolitik? Eine Landeswohnungsbaugesellschaft? Dazu könnten Sascha Binder (SPD) Innenminister und Andreas Stoch Justiz- oder Kultusminister werden, während die FDP von einem „Superministerium“ für Wirtschaft, Energie und vielleicht sogar Verkehr träumt.

Was ändert sich 2026 in Baden-Württemberg?

Für den Politikwissenschaftler Frank Brettschneider wäre Voraussetzung für ein solches Bündnis, dass nicht der kleinste gemeinsame Nenner regiert, sondern jeder der drei Koalitionspartner ein für ihn wichtiges Herzensprojekt durchsetzen darf.

Zu welcher Konstellation reicht es überhaupt?

Es bleiben viele Fragezeichen, zumal offen ist, ob es überhaupt die drei Parteien eine Mehrheit erhalten, wenn die Linke wie erwartet in den Landtag einzieht. Und wagen die drei Parteien das Experiment bei nur ein oder zwei Stimmen Mehrheit?

Die entscheidende Frage ist, was sich im neuen Jahr an politischer Dynamik entwickelt. Über Weihnachten herrscht Wahlkampfpause, das Dreikönigstreffen der FDP eröffnet den Endspurt im Wahlkampf. Dann werden Plakate geklebt, Wahlspots geschaltet, Kompetenzteams vorgestellt. Der grüne Spitzenkandidat Cem Özdemir wird dann mit Winfried Kretschmann durchs Land reisen mit der Botschaft: Ich bin sein Nachfolger.

Bei der CDU hofft man, dass die Bekanntheit des 37-jährigen Manuel Hagel steigt. Für eine Änderung der Grundkonstanten reicht beides aber wohl kaum, wie auch Frank Brettschneider vermutet: „Die entscheidenden Impulse kommen aus der Bundespolitik.“

Der Bundestrend ist entscheidend bei der Wahl

Sprich: Liefert der Bundeskanzler Friedrich Merz Reformen ab, erholt sich gar die wirtschaftliche Lage leicht, profitiert die CDU. Wird kleinteilig gestritten, kommt das der AfD zugute.

Die AfD ist durch die Umfragen zum erklärten „Hauptgegner“ der CDU geworden, in vielen Wahlkreisen werden sich die beiden Parteien um das Direktmandat beharken. Eine Koalition mit der Rechtspartei ist ausgeschlossen. Der Spitzenkandidat Markus Frohnmaier tritt im Gegensatz zu früher adrett und moderat auf, kandidiert aber nicht für ein Landtagsmandat.

Sollte die AfD weiter zulegen, könnte es sogar für Schwarz-Grün nicht reichen. Dann müssten neue Konstellationen wie Schwarz-Grün-Rot gesucht werden. Diese sogenannte Kenia-Koalition gab es schon 2016 bis 2021 in Sachsen-Anhalt. Diese hätte allerdings mit noch mehr Fliehkräfte als die Deutschlandkoalition.

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