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Rückblick auf die Pandemie

Fünf Jahre Corona: Wie ist die Bilanz in Baden-Württemberg?

Vor fünf Jahren tauchten die ersten Corona-Fälle im Südwesten auf, es gab Lockdowns, Impfkampagnen, Proteste. Wie fällt die Bilanz aus? Was lief gut, was schlecht? Ein Kommentar von Rafael Binkowski.

Manfred Lucha (Grüne, l), Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, und Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, mussten die Corona-Pandemie ab 2020 managen.

dpa/Marijan Murat)

Stuttgart. Vor fünf Jahren gab es die ersten Corona-Fälle im Land. Dass wenige Wochen später ganz Deutschland im Lockdown sein würde, war damals noch unvorstellbar. Die darauffolgenden knapp zwei Jahre hat man schon fast wieder verdrängt: Ausgangssperren nach 20 Uhr, geschlossene Schulen und Kindergärten, Weihnachtsfeiern nur mit zwei Familienmitgliedern, über Nacht geänderte Corona-Verordnungen, Besuchsverbot in Altenheimen.

Auch für Baden-Württemberg war es einschneidend. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha mussten entscheiden, es ging um Leben oder Tod. Der Regierungschef will sich nicht entschuldigen für das Handeln damals. Das wäre vielleicht symbolisch wichtig, doch für das durch die Beschränkungen entstandene Leid trägt er keine persönliche Schuld.

Niemand konnte wissen, was passiert

Die Politik musste 2020 auf Sicht fahren. Niemand kannte die Gefährlichkeit des Virus, der manchmal harmlos, manchmal tödlich war. 150 000 Todesfälle sind medizinisch bestätigt, statistische Abweichungen nach unten und oben sind möglich. Im Südwesten gab es keine aufgestapelten Särge wie in Bergamo. Das ist ein Verdienst des frühen konsequenten Durchgreifens, solange die Verbreitungskurve noch flach war.

Zum Streit um Corona-Soforthilfen lesen Sie hier einen Kommentar.

Denn eine exponentielle Ausbreitung, das übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen. Hat sich das Virus erst einmal verteilt, kann es kaum noch aufgehalten werden. Schnelle Beschränkungen, dann ein Impfstoff in Rekordzeit, der so wirksam war, dass sich die Wellen abgeflacht haben, das war die richtige Antwort auf die Pandemie.

Schulen und Kindergärten hätte man nicht schließen dürfen

Natürlich wurden Fehler gemacht, das weiß man im Rückblick. Manche Corona-Regel war so absurd kleinteilig, dass sie auf wenig Akzeptanz stieß. Schulen und Kindergärten so lange zu schließen, war für die Familien eine Zumutung. Und nicht nötig, wenn man die wissenschaftlichen Erkenntnisse zugrunde legt.

Heute wäre das Land mit Notfallplänen besser vorbereitet, es gäbe mehr Vorräte an Masken, die Kliniken wären besser gerüstet. Und dennoch kann es immer wieder zu einer chaotischen Situation einer weltweiten Pandemie kommen. Niemand kann für einen solchen Fall behaupten, alles richtig zu machen.

Einen Essay zur Corona-Politik lesen Sie hier.

Neben den psychischen Verwerfungen bleiben Zehntausende Long-Covid-Patienten und eine geringe Zahl von Impfgeschädigten. Dies muss in Relation zu 150 000 Covid-Toten gesetzt werden. Ein Teil der Bevölkerung sieht das bis heute anders, misstraut der Wissenschaft, zweifelt an Impfstoffen und Virengefahr. Das wirkt surreal, wo man sonst doch beim Arzt auch nicht Medikamente hinterfragt. Doch Politik muss auch diese teils irrationalen Befindlichkeiten mit bedenken.

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