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Debatten im Landtag vom 19. und 20. April 2023

Landtagsabgeordnete streiten über die Digitalisierung der Schulen

Auf Antrag der Grünen haben die Landtagsabgeordneten am Mittwoch über Digitalisierung an Schulen und im Unterricht debattiert. Einmal mehr wurde deutlich, wie weit die Meinungen über die digitale Ausstattung der Schulen auseinanderliegen.

In Sachen Digitalisierung an Schulen sieht die Opposition im Landtag noch viel Luft nach oben.

dpa/Zoonar/benis arapovic )

STUTTGART. Die Regierungsfraktionen von Grünen und CDU verwiesen mit Blick auf die digitale Ausstattung der Schulen auf erreichte Erfolge, die Opposition widersprach vehement. Einigkeit sah Sandra Boser (Grüne), Staatssekretärin im Kultusministerium, dennoch: Fraktionsübergreifend habe die Digitalisierung der Schulen große Relevanz.

Für die Landesregierung verwies Boser unter anderem auf ein kürzlich aufgelegtes Innovationsprogramm „Digitale Schule“. Bis 2026 stellt das Land 16 Millionen Euro bereit. Die Mittel sollen in die Aus- und Fortbildung von Lehrern, digitale Lernangebote für Schüler und eine entsprechend aufgestellte Schulverwaltung fließen.

CDU: Land übernimmt nicht die Aufgaben der Kommunen

Der Digitalpakt Schule hat laut Kultusministerium die Schulen hinsichtlich der Ausstattung mit digitalen Endgeräten vorangebracht. Demnach investieren Bund und Land bis 2024 fast eine Milliarde Euro in Ausstattung und digitale Infrastruktur der Schulen. Wie es mit dem Digitalpakt 2.0 weitergehen soll, wisse man laut Boser nicht. Da sei die Bundesregierung in der Pflicht. Aus dem ersten Digitalpakt habe Baden-Württemberg 98 Prozent der Mittel abgerufen.

Für die Grünen sagte Ralf Nentwich, dass es „einen enormen Nachholbedarf an grundlegender digitaler Infrastruktur“ an Schulen gegeben habe. Die Gelder seien daher großteils in Verkabelungen, WLAN, digitale Präsentationsmöglichkeiten geflossen. Zusätzlich seien 130 Millionen Euro des Zusatzprogramms „Digitale Endgeräte“ und 65 Millionen Euro für den Administrationsbereich dazugekommen. Damit seien die Schulen gut beschäftigt gewesen. Für alle technischen und pädagogischen Vorhaben brauche es zusätzlich ein Support- und Unterstützungssystem mit tragfähiger Finanzierung und höherer personeller Ausstattung.

Als Hürden für die Schulen nannte Andreas Sturm (CDU) Finanzierungsfragen. „Die Verteilung bisher ist klar: Das pädagogische Personal zahlt das Land, Schulträger, meist Kommune, kommt für nichtpädagogisches Personal, für das Schulgebäude und für die Sachkosten auf. Die Lösung stehe am Ende eines Dialogprozesses, es sei aber klar, „dass das Land nicht die finanziellen Verpflichtungen der Kommunen übernehmen kann, wohl aber aufgrund gestiegener Anforderungen einen Beitrag leistet“.

FDP: Zahl der Entlastungsstunden für Netzwerkberater zu gering

Stefan Fulst-Blei (SPD) bezeichnete es als „echt mutig, dass man seitens der Grünen das Thema Digitalisierung vor dem Hintergrund der offenen Baustellen angemeldet“ habe. Er kritisierte vor allem den Fachkräftemangel. Gerade im Bereich IT sei noch lange kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Ohne entsprechend ausgebildete Lehrkräfte könne kein IT-Unterricht stattfinden. Die Landesregierung schaffe es aktuell weder den eklatanten Lehrkräftemangel in den Griff zu bekommen, noch bei Schülern ein breites Interesse an den MINT-Fächern zu wecken.

Alena Trauschel (FDP) hält es für geradezu symptomatisch, dass der Erlass des Kultusministeriums zu den Entlastungsstunden für Netzwerkberater an Schulen seit 1998 nicht mehr aktualisiert wurde. 1998 habe es noch keine Tablets und keine Smartphones gegeben. „Damals konnte man sich noch nicht wirklich vorstellen, dass es an einer Schule deutlich mehr als 50 Computer gibt. So wird ein Netzwerkberater, der sich um 300 oder 500 Computer in Baden-Württemberg kümmert, von genau gleich vielen Unterrichtsstunden entlastet, wie einer, der sich um 51 Computer kümmert – ganz so, als ob das nicht mehr Aufwand wäre.“

Für Rainer Balzer (AfD) ist klar, dass die Schüler auf eine digital geprägte Kultur und Gesellschaft vorbereitet werden müssten. Unklar sei aber – „und jetzt konzentrieren wir uns auf das Wichtige in der Schule: nicht auf die Verwaltung“ -: ab welchem Alter und in welcher Dosis? Und Wofür? Balzer sagte, er sei für die Digitalisierung, aber bis zur 6. Klasse eher nicht. Als Begründung nannte er den Erlebnisraum Farbe, den Umgang mit Fingerfarbe und Bleistift, die Haptik, die Entfaltung der Sinne, die Entwicklung der Motorik. „An Kunst und Musik, an das Lernen eines Instruments möchte ich an dieser Stelle nur erinnern.“ Natürlich sei auch das Schönschreiben und Reden üben Sache der Schule, „und das erfolgt nun einmal nicht digitalisiert. Das alles ist ohne Digitalisierung wichtig und richtig“.

Jennifer Reich

Redakteurin Politik und Verwaltung

0711 66601-183

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19. und 20. April 2023