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Schutzkonzept

Wie Heilbronn Prostituierte besser schützen will

Der Gemeinderat in Heilbronn hat ein neues Schutzkonzept für Straßenprostituierte beschlossen. Die Stadt möchte unter anderem anonyme Behandlungsmöglichkeiten und eine Telefonberatung anbieten. 

Die Stadt Heilbronn will mit einem Angebot vor allem Frauen aus den ärmsten Regionen Osteuropas erreichen.

Robert Schlesinger)

Heilbronn. Zentral sind bei dem neuen Schutzkonzept der Stadt Heilbronn vier Punkte: einen niedrigschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Beratung, der Einsatz eines Beratungsbusses, besseres Informationsmaterial und mehr Öffentlichkeitsarbeit, um für die Belange von Straßenprostituierten zu sensibilisieren. Die Stadt will eng mit der Mitternachtsmission, einem Angebot des Diakonischen Werks, kooperieren. Zum Einsatz kommen Mittel aus einem Förderprogramm des Landes.

Prostituierte arbeiten in schwerer zugänglichen Privatwohnungen

Im Mai 2023 ist das Verbot der Straßenprostitution in Heilbronn massiv ausgeweitet worden. Dadurch habe sich die Erreichbarkeit der Prostituierten stark verändert, so die Verwaltung. Sie arbeiten nun nicht mehr konzentriert an wenigen Straßenzügen in der Stadt, sondern in schwerer zugänglichen Privatwohnungen. Deshalb müsse man neue Kooperationen und Vorgehensweisen im Zugang entwickeln. Eines dieser Projekte könnte die „Sprechstunde für Prostituierte“ sein, eine ärztliche Sprechstunde, bei der die Frauen anonym bleiben können.

Insbesondere geht es um Untersuchungen im gynäkologischen Bereich. Auch die Ausgabe von Medikamenten der Erstversorgung ist denkbar. Verbunden werden soll dies mit einem Beratungsangebot durch eine sozialpädagogische Fachkraft.

Das Angebot soll vor allem die vielen Frauen aus den ärmsten Regionen Osteuropas erreichen. Diese hätten nur kurz die Schule besucht, wüssten nichts über Sexualität oder sexuelle Infektionen und Schutzmöglichkeiten. Damit gehörten diese Frauen zur Hauptrisikogruppe.

Bei Begriffen wie „Liebesdienerinnen“ sensibilisieren

Zusätzlich soll ein Van in der Stadt unterwegs sein, der über aufsuchende Arbeit versucht, die Beratungsangebote zu vermitteln. Das „Telefondolmetsching“ soll rund um die Uhr sichergestellt, dass Frauen eine Ansprechperson erreichen, die ihre Sprache spricht.

Schließlich könnte auch das Infomaterial in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt werden. In Gesprächen mit lokalen Medien soll es außerdem gelingen, bei der Verwendung von Begriffen wie „Liebesdienerinnen“ oder „Freudenhaus“ dafür zu sensibilisieren, dass damit voyeuristische oder klischeebehaftete Darstellungen verbunden sind. Finanziert werden die Projekte über eine Landesförderung in Höhe von 30 000 Euro. In gleicher Höhe will die Stadt Heilbronn Gelder beisteuern.

Marcus Dischinger

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