Debatten im Landtag vom 4. und 5. Februar 2015

Stoch: Objektive Werbung für alle Schularten

Stuttgart. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hat Vorwürfe der CDU zurückgewiesen, sein Ministerium privilegiere bei der Beratung der Eltern von Grundschülern die von Grün-Rot eingeführten Gemeinschaftsschulen. Es werde in den Gesprächen Material zu allen weiterführenden Schularten zur Verfügung gestellt, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Landtag. Es stehe außer Frage, dass die Eltern Bedürfnisse über die […]

Stuttgart. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hat Vorwürfe der CDU zurückgewiesen, sein Ministerium privilegiere bei der Beratung der Eltern von Grundschülern die von Grün-Rot eingeführten Gemeinschaftsschulen. Es werde in den Gesprächen Material zu allen weiterführenden Schularten zur Verfügung gestellt, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Landtag.
Es stehe außer Frage, dass die Eltern Bedürfnisse über die Bildungswege nach der Grundschule hätten. „Zentrale Aufgabe für mich ist es, die Eltern bestmöglich zu unterstützen“, sagte der Minister.  Mit der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung sei das Beratungskonzept ausgebaut worden, erklärte Stoch und wies die „Verschwörungs-Szenarien“ der CDU zurück.
„Wir müssen alle dafür sorgen, dass die Gemeinschaftsschule eine erfolgreiche Schulart wird“, sagte Stoch. Er selbst zweifelt daran nicht, angesichts von 271 Gemeinschaftsschulen, die zum Schuljahr 2015/16 in Betrieb sind. Der Minister berichtete von „steigenden Schülerzahlen“ an diesen Schulen. Aus seiner Sicht werden an den Grundschulen im Land die Eltern „objektiv informiert“; sein Motto dabei lautet: Nicht mit Angst begleiten, sondern das Informationsbedürfnis stillen.

CDU wirft Stoch einseitige Information für die Gemeinschaftsschule

Zuvor hatte Ulrich Müller (CDU) den Minister scharf angegriffen. „Es findet eine überzogene, einseitige Information für die Gemeinschaftsschule statt“, kritisierte er die Werbung für die neue Schulart. Müller verwies auf die Bildungsmesse didacta 2014, auf der Bayern für alle Schularten, Baden-Württemberg jedoch nur für die Gemeinschaftsschule geworben hätte. Auch bei Elterngesprächen an Grundschulen würden häufig nur Flyer und Informationen für die Gemeinschaftsschule ausgegeben. „Sie privilegieren die Gemeinschaftsschule, die die anderen Schulen verdrängen soll“, kritisierte Müller.
Für die Grünen stimmte Sandra Boser zwar zu, dass Eltern über die weiterführenden Schulen umfassend informiert werden sollen; allerdings rechtfertigte die Schul-Expertin die stärke Präsentation der Gemeinschaftsschule. Schließlich müssten Lehrer und Eltern über die neue Schulart mehr wissen als über Gymnasien und Realschulen, die die Eltern früher selbst besucht haben. Lehrer bräuchten Vorbereitung, um über alle Schulen informieren zu können; und die Eltern Werbung für die richtige Schulwahl für ihre Kinder. „Die richtige Wahl für die Kinder und nicht die für die Eltern steht im Vordergrund“, sagte Boser.

SPD wirft CDU  „infamen Vorwurf“ vor

Die Gemeinschaftsschule sei ein Erfolgsmodell das beliebt ist bei Eltern und Schüler und sichere die Schulstandorte im ländlichen Raum, sagte Klaus Käppeler (SPD). Die Opposition gebärde sich wie eine beleidigte Leberwurst, die CDU-Anträge würden immer langweiliger. Die zum Schuljahr 2012/13 eingeführte neue Schulart sei weder flächendeckend noch bei vielen Lehrern und Eltern bekannt; nur deshalb werbe das Ministerium mit Flyern für die Gemeinschaftsschule. Aus eigener Erfahrung wisse er, so der Pädagoge Käppeler, dass Grundschulen nach Informationen und Fortbildungen nachfragen. Deshalb sei der CDU-Antrag ein „infamer Vorwurf“ gegen den Kultusminister.
Obwohl Grüne und SPD nicht müde würden, ihre Bildungspolitik als „toll“ und in „schillernden Farben“ darzustellen, wundert sich Timm Kern (FDP), weshalb bei einer SWR-Umfrage 59 Prozent der Baden-Württemberger mit dieser Bildungspolitik unzufrieden waren. Angesichts der „Privilegierung ihrer Lieblingskinder“ forderte der liberale Bildungsexperte „faire Rahmenbedingungen“ im Schulbereich. Er erinnerte daran, dass nur acht Realschulen und kein Gymnasium zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule bereit waren. Um erfolgreich zu sein, bräuchten die Gemeinschaftsschulen mehr pädagogische Freiheiten und Kurssysteme.

Quelle/Autor: Wolf Günthner

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