Debatten im Landtag vom 10. und 11. Oktober 2012

Grüne und Ministerin Bauer wollen kein Diplom mehr

Stuttgart. Die Grünen im Landtag und ihre Wissenschaftsministerin Theresia Bauer wollen den Titel "Dipl.Ing." an den Hochschulen in Baden-Württemberg nicht wieder einführen. "Die Rechtslage ist eindeutig. Es gibt keine Möglichkeit, den Dipl.Ing. zu vergeben", sagte die Ministerin in der Debatte. Die CDU-Fraktion hatte den Antrag auf Erhalt des akademischen Grades „Diplom-Ingenieur“ ins Parlament eingebracht. Die […]

Stuttgart. Die Grünen im Landtag und ihre Wissenschaftsministerin Theresia Bauer wollen den Titel "Dipl.Ing." an den Hochschulen in Baden-Württemberg nicht wieder einführen. "Die Rechtslage ist eindeutig. Es gibt keine Möglichkeit, den Dipl.Ing. zu vergeben", sagte die Ministerin in der Debatte.
Die CDU-Fraktion hatte den Antrag auf Erhalt des akademischen Grades „Diplom-Ingenieur“ ins Parlament eingebracht. Die Abgeordnete Katrin Schütz (CDU) hatte dies damit begründet, dass der Titel seit 113 Jahren international bekannt und weltweit eine Marke sei. Überraschend erklärte der SPD-Abgeordnete Martin Rivoir, er und seine Fraktion könnten sich vorstellen, dass der Titel wieder möglich sei und weiter existieren könne. Ob es bei diesem Thema zum Krach zwischen den Regierungsfraktionen kommen wird, werden die Beratungen im Ausschuss zeigen.         
Bauer verwies auf das Landeshochschulgesetz, nachdem lediglich bei auslaufenden Studiengängen noch das Diplom vergeben werden kann. Man dürfe den Dipl.Ing. nicht isoliert sehen. „Warum dann nicht auch Diplom-Biologe, Diplom-Chemiker oder Diplom-Geologe?“, fragte die Ministerin. Die Forderung nach den alten Titeln sei der Wunsch einiger Hochschul-Professoren. Sie sagte, die Hochschulen würden sich für die Verwendung der neuen Titel Bachelor und Master einsetzen. Auch der Arbeitgeberverband lehne eine Rückkehr zu den alten Titeln ab, wie sie vor dem Bologna-Prozess existiert haben.
Aus Sicht von Bauer ist das Label „made in Germany“ wichtig, nicht der Titel Dipl.Ing. Die Ministerin warnte davor, nicht den „Irrweg von Mecklenburg-Vorpommern“ in Baden-Württemberg zu wiederholen. Im nordöstlichen Bundesland ist der Erwerb der alten Titel möglich.         
Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) erklärte, mit der Einführung von Bachelor und Master seien auch Strukturen und Curricula geändert werden. „Eine Umetikettierung macht keinen Sinn.“ Zumal die neuen Abschlüsse bei Betroffenen und Arbeitgebern international vergleichbar und Marken aus Baden-Württemberg geworden seien. Seine Fraktion werde die „Rolle rückwärts“ nicht mitmachen.
Sein Koalitionskollege Rivoir differenzierte. Er sympathisierte mit der Idee, das Hochschulen durchaus auch den Titel Dipl.Ing. zum Bachelor und Master verleihen können. Timm Kern (FDP) plädierte dafür, es den Hochschulen zu überlassen, den Titel Dipl.Ing. wieder einzuführen. Die Haltung von Ministerin Bauer sei ihm unverständlich, sie betreibe eine Politik des bewussten Missverstehens. „Die grüne Ministerin ist isoliert“, kommentierte Kern die Positionen von CDU, SPD und FDP zum Diplom-Ingenieur.  

Quelle/Autor: Wolf Günthner

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10. und 11. Oktober 2012